Merkel und die Verleger

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  • Zitat

    Bundeskanzlerin Angela Merkel hat gestern eine Rede auf dem Publishers‘ Summit des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) in Berlin gehalten. Dabei ging es vor allem um netzpolitische Themen. Die Kernmessage war: Datenschutz ist schlecht fürs Geschäft, Pressefreiheit ist wichtig und beim Urheberrecht wird alles besser, weil Günther Oettinger sich drum kümmert. (Quelle: netzpolitik.org)


    Da fällt mir nix mehr zu ein. Außer natürlich, auf die digitale Selbstverteidigung zu verweisen, sonst macht's ja niemand. Jedenfalls so lange nicht, bis BVerfG und EuGH sich darum kümmern. Es wäre mal nett, Politiker an der Macht zu haben, die das Grundgesetz nicht mit Füßen treten.

  • Die "digitale Selbstverteidigung" ist schon auf meinem Vormerker. Wird aber noch eine Weile dauern, bis ich das ebook bekomme. Ist anscheinend recht begehrt.

    Zum Schweigen fehlen mir die passenden Worte.

  • Das wäre noch ne Alternative dazu finde ich. Ich habs selber noch nicht gelesen, finde aber es klingt auch sehr ansprechend.


    Ich habs mir gerade ausgeliehen und gucke mal rein :)

  • Ich habe mir in "Mich kriegt ihr nicht" die Tips angeguckt, für mehr war keine Zeit. Hm. Nicht alles dumm, aber auch nicht ausreichend.


    Es ist schon nett, daß man den Leuten erklärt, daß sie Google oder Facebook nicht nutzen sollten, aber es dann dabei zu belassen, ihnen zu erklären, welche Einstellungen man innerhalb(!) der Services macht, ist einfach nicht genug. Tips für Mobiltelefone gibt es ausschließlich für Android und iPhone, das reicht einfach nicht. Da fehlt nicht nur Windows Phone, sondern auch so grundlegende Dinge wie die Erklärung, wann und warum man ein Handy besser in drei Teile zerlegt (SIM-Karte, Akku und Gerät) im Kühlschrank lagert. Statt dessen wird empfohlen, statt eines Smartphones ein "altmodisches" Handy zu benutzen. Das ist irreführend und unter Umständen gefährlich.


    Schlimm sind auch sachliche Fehler. Da wird anonymes Telefonieren erwähnt, aber statt auf Wegwerf-Handys hinzuweisen, wird ein weiterer US-amerikanischer Service angepriesen, der die Nummer im besten Fall verschleiert. Ähnliches gilt für andere erwähnte Alternativen zu ungesicherter Email oder Chat. Statt auf eine taugliche Alternative unter der Hoheit des Nutzers hinzuweisen, werden Services benannt, die sich zwischen Nutzer und Empfänger schalten und damit Schwachstellen sind.


    Oder das hier: "Bei An­dro­id-Ge­rä­ten kann man die MAC-Adres­se mit der App MAC Chan­ger be­lie­big än­dern. Wer das auf sei­nem iPho­ne tun will, muss es per Jail­break kna­cken – oder WLAN de­ak­ti­vie­ren." Die neueren iPhones generieren (theoretisch) für jedes WLAN-Netz eine neue MacID (weltweit eindeutige Kennummer des WLAN-Moduls), die Aussage, man müsse das Gerät rooten ist schlicht falsch.


    Genauso übel ist es, nur die USA als Agressor darzustellen. Quark, Punkt. Bedient nur unnötig Ressentiments gegen einen einzelnen Staat und verhindert, daß andere Staaten, die genauso übel sind, als Agressor wahrgenommen werden.


    Für mich nur die halbe Miete und das auch noch schlecht erklärt :( Wer sich nur an dieses Buch hält, wiegt sich in falscher Sicherheit.

  • danke für die Rückmeldung. Die ganze Materie ist ja schon recht komplex und ich finde es manchmal schwer alles verständlich zu erklären. Aber wenn falsche Sachen drin stehen ist es natürlich nicht so toll. Ich hatte vor ner Weile das das Buch "Safe Surfer" von Martin Hellweg (gibts bei meiner Onleihe zumindest nicht) mal angefangen und da standen auch wirklich brauchbare Sache drin und anderes fand ich dann doch eher dubios. Mir hat aber die Ausdauer und Zeit gefehlt es komplett zu lesen...

  • Naja, zwei Faustregeln: Was man selbst kontrolliert, kann man auch nur selbst verbocken. Und: Trau, schau wem gilt auch beim Blick in den Spiegel. :) Ein Buch, daß diese Grundprinzipien nicht einhält, ist per se suspekt.


    Leider ist das Thema im Moment so weit oben, daß sich viele Leute mit Büchern darauf stürzen, die besser Kochbücher schrieben. Da hilft dann für die erste Einschätzung nur, einen Blick auf den Verlag und den Autor zu werfen.

  • Leider ist das Thema im Moment so weit oben, daß sich viele Leute mit Büchern darauf stürzen, die besser Kochbücher schrieben


    Vorausgesetzt die können wenigstens kochen ;)

  • Vorausgesetzt die können wenigstens kochen


    Ooch, reicht ja, wenn sie die Rezepte von Oma richtig abschreiben können. ;)

    Zum Schweigen fehlen mir die passenden Worte.


  • Wenn nicht, merkt es auch ein Laie recht schnell :D


    Ja, sogar ich. Ich habe z.B. ein Rezept für Kartoffel-Lebkuchen. Das habe ich schon von verschiedenen Seiten bekommen. Und fast immer steht bei den Zutaten "1 EL Zimt". Wer diese Menge nimmt, macht das nur ein Mal. Das kann man nicht mehr essen. Da wurde wohl aus einem TL ein EL.

    Zum Schweigen fehlen mir die passenden Worte.

  • Gibst Du es ab?


    Klar, ich muss es nur noch raussuchen. Aber heute nicht mehr. Und morgen bin ich wahrscheinlich nicht da. Wenn ich es vergesse, darfst du mich aber gerne erinnern. Im Vergessen bin ich zur Zeit nämlich gut.

    Zum Schweigen fehlen mir die passenden Worte.

  • Jetzt ist in München der "IT-Gipfel" zu Ende gegangen und es ist genauso übel, wie es nach Merkels Ansage zu erwarten war. Es gab auch praktisch nur Teilnehmer aus Regierungskreisen und der Wirtschaft. Die Beteiligung der Zivilgesellschaft hat sich darauf beschränkt, Frank Rieger als Inhaber der Gegenposition zu einer Diskussionsveranstaltung einzuladen.


    Wirtschaftsminister Gabriel (SPD) findet, daß der Grundsatz der Datensparsamkeit eine schlechte Idee ist, weil er nicht zum Geschäftsmodell Big Data passe. Merkel hatte sich vorher ja ähnlich geäußert. Dobrindt legt rhetorisch nochmal nach und prognostiziert, daß"wir bald den falschen Grundsatz der Datensparsamkeit überwunden haben und von Datenreichtum sprechen werden".


    Statt dessen ist bei Gabriel jetzt die Rede von "Datensouveränität". Ich vermute, er meint damit, daß wir unsere Daten abgeben müssen, aber wenigstens das Recht haben, den Firmen die korrekten Daten zu geben.


    Linkliste: Heise, nochmal Heise, Golem.


    Erinnern wir uns kurz daran, daß die Grundsätze von Datensparsamkeit und
    Datenvermeidung vom Bundesverfassungsgericht unmittelbar aus dem Begriff
    der Menschenwürde entwickelt wurden.


    Dann gibt es noch Neuigkeiten von unserem jüngsten Verschlüsselungs-Befürworter, De Maiziere: Er findet nicht nur plötzlich Verschlüsselung toll, er ist auch gegen Backdoors in Verschlüsselungsprogrammen. Wartet, freut euch noch nicht. Er meint nämlich, daß es das nicht braucht, denn dafür gebe es ja demnächst den Bundestrojaner. Golem berichtet.

  • Wo ist der Eimer zum kotzen?<X *sorry anders kann man das nicht formulieren*
    Ist ja schön, dass das das Breitbandnetz ausgebaut werden soll... obs dann noch bezahlbar ist weiß ich da nicht so sicher... und Datenschutz wäre mir ehrlichgesagt wichtiger!


    Zitat

    Es gehe nicht um zusätzliche Befugnisse oder ein Unterlaufen der Verschlüsselung durch den Staat.


    Ähm und ein Trojaner der vor dem Versenden alles ausschnüffelt unterläuft nicht die Verschlüsselung? ?( Dann brauch ich auch keine Verschlüsselung mehr, der BND kann dann ja eh meine Daten verkaufen... :cursing:

  • Ähm und ein Trojaner der vor dem Versenden alles ausschnüffelt unterläuft nicht die Verschlüsselung?


    Man muß bei Politikern immer sehr genau parsen ;) Rein technisch wird die Verschlüsselung damit nicht unterlaufen, denn sie hat ja noch gar nicht begonnen.


    Dann brauch ich auch keine Verschlüsselung mehr, der BND kann dann ja eh meine Daten verkaufen...


    Och, wenn Polizei und deutsche Geheimdienste Dich infizieren können, schaffen es die anderen auch. Ist nur eine Frage des Aufwandes. Ich mache mir da gar keine Illusionen.


    Mein persönliches Ziel ist, daß niemand an meinen Rechner kommt, wenn er nicht mindestens einbricht. Danach gibt es noch ein paar mehr Hürden, aber die überlasse ich der Phantasie der Klempner. Je teurer so eine Aktion ist, desto besser - und bei mir wird sie ziemlich teuer :evil:

  • Mein persönliches Ziel ist, daß niemand an meinen Rechner kommt, wenn er nicht mindestens einbricht. Danach gibt es noch ein paar mehr Hürden, aber die überlasse ich der Phantasie der Klempner. Je teurer so eine Aktion ist, desto besser - und bei mir wird sie ziemlich teuer


    Ja, das wäre mir auch ganz recht, wenn ich das schaffen würde. Ich arbeite Schritt für Schritt dran. Braucht ja auch alles bisschen Zeit und Know-How...
    Das klingt spannend was du da vor hast. Kommt der Pc in nen Safe? :D

  • Das klingt spannend was du da vor hast. Kommt der Pc in nen Safe?


    Wenn jemand hier mitliest und tatsächlich bedroht ist: Holt euch Sicherheitsberater/innen. Hier ist nur Alltagskram, der einer echten Bedrohung nicht gerecht wird.


    Die beste Methode ist, seinem eigenen Rechner nicht zu trauen :) Man kann ein paar Aufkleber anbringen, die Schnittstellen (wie USB-Ports und CD-Laufwerke) dicht machen und Tastatur/Maus inklusive Stecker wiegen. Solche Sachen und noch ein paar Dinge mehr. Das ist ziemlich aufwendig und man muß wirklich jedes Stück Hardware sichern. Wenn man keinen Grund hat, einen Angreifer anzunehmen, lohnt es sich kaum. Auch wenn ich schon aus Spaß an der Sache einige Dinge treibe, rechne ich mich zu den wenig bedrohten Leuten :)


    Gegen schnüffelnde Eltern und für die meisten anderen Menschen ist es am einfachsten, die Hardware aufzuspalten. Man hat einen Rechner, mit dem man Alltagsdinge macht. Wenn der verwanzt wird, zuckt man mit den Schultern, denn das Alltagsleben kann man eh nicht verheimlichen. Für das Tagebuch und die geheimen Pläne zur Übernahme der Weltherrschaft benutzt man einen Rechner, den man ständig unter physischer Kontrolle hat. Wenn man Internet-Zugang braucht, nimmt man Tails + Tor, zur Not in einem öffentlichen WLAN. Mein Windows-Tablet (Alltagsaufgaben) bootet zB über USB-Stick in ein Livesystem, auf einem Stick liegen (stark verschlüsselt) vertrauliche Daten (Kundendaten etc., bei der Entwicklung auf dem Alltagsrechner benutze ich nur Spieldaten). Auf diese Weise brauche ich nur Tablet und Stick zu sichern und unter Kontrolle zu halten.


    Aber: Gegen Folter hilft auch die beste Verschlüsselung nicht, denn man

    wird

    alles ausplaudern. Deswegen sind Totmannschalter nützlich, bei denen die Daten zerstört werden, wenn man nicht innerhalb einer bestimmten Zeit auf sie zugreift.