Weltanschauliche Neutralität

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  • Das bedeutet nicht, dass keines ihrer Bücher unlesenswert wäre.

    hmm, doppelt verneint ;)


    Ich bin wie Bibliotheksmensch der Meinung, dass Bibliotheken möglichst verschiedene Weltanschauungen bereit halten sollten, bevor sie in der "Neutralität" versinken.

  • In der Liste "evangelikaler" Bücher finde ich auch:

    -> "Käßmann, Margot (2014): Das Zeitliche segnen – voller Hoffnung leben. In Frieden sterben."


    Aber das war's jetzt auch von meiner Seite, die Liste betreffend.

    Margot Käßmann als evangelikale Missionarin :?:

  • Irgendetwas wird dich ja bewogen haben zu glauben, ich sei ein "Er"

    vielleicht: der Bücherwurm :/(... Laut Wikipedia kann das aber auch die Larve eines Nagekäfers sein).

    Den letzten Satz halte ich für eine pure Verschwörungstheorie. Erst werden die Bibliotheken missioniert, dann die Schulen...

    Ich sehe überhaupt keine Gefahr. Aber ich bin möglicherweise altersmilde (Ü60 und im Ruhestand).

    Es gibt viele Verschwörungs-Theorien. Und ab und zu auch mal die eine oder andere Verschwörung.


    Geo, "Der Kreationismus ist ein florierendes Business" (2007): "Vor wenigen Wochen ist ein neues Werk von Dr. Joachim Scheven, einem pensionierten Gymnasiallehrer, an Schulen verschickt worden. Sein Titel: 'Vor uns die Sintflut. Stationen biblischer Erdgeschichte'"


    Der Spiegel, "Kreationismus in Deutschland" (2006): "Auch am staatlichen Liebig-Gymnasium in Gießen gibt es offenbar Verfechter der bibeltreuen Lehre: Biologie-Lehrer Wolfgang Meyer nennt sich selbst einen 'Anhänger der Schöpfungstheorie'. Es sei wichtig, seinen Schülern den Ansatz im Unterricht beizubringen, damit sie lernen, 'dass die Aussagen, wie sie in den Schulbüchern stehen, durchaus hinterfragt werden können'."


    Focus, "Angst vor Kreationismus an deutschen Schulen" (05.03.2018): "Dittmar Graf ist Professor für Biologie und Didaktik an der Universität Gießen. Er sieht eine zunehmende Gefahr durch Lehren des Kreationismus an deutschen Schulen."


    WAZ, "Kreationistische Bewegung drängt an deutsche Schulen" (06.03.2018): "Die kreationistische Bewegung, die nur an die göttliche Schöpfung glaubt, drängt vermehrt an deutsche Schulen. Experten sind alarmiert."


    Ich sehe da schon, dass evangelikale Kreise dort einen Fuß in die Tür kriegen wollen, wo sie auf Multiplikator-Wirkungen setzen können: öffentliche Bibliotheken, Schulen, ...

  • In der Liste "evangelikaler" Bücher finde ich auch:

    -> "Käßmann, Margot (2014): Das Zeitliche segnen – voller Hoffnung leben. In Frieden sterben."

    Ja, herzlichen Glückwunsch! Damit hast Du bereits 2, der insgesamt 7 oder 8 noch relativ seriösen AutorInnen dieser Verlage gefunden. Kleiner Tipp – es gibt noch:

    • Heinrich von Siebenthal (Gräzist, Hebräist und Linguist)
    • Dietrich Bonhoeffer (lutherischer Theologe, Vertreter der Bekennenden Kirche und Widerständler)
    • C. S. Lewis (Fantasy-Autor – u.a. "Chroniken von Narnia")
    • Phil Robertson (der "Duck Commander", ein erfolgreicher Unternehmer und Hauptfigur einer Reality-Show)
    • Friedrich-Wilhelm von Hase (Archäologe und Sohn eines Widerstandskämpfers)

    Naja, den Duck Commander vielleicht wieder streichen – mit der Aussage "Der Mensch kam nicht aus dem Ozean gekrochen, wie die Anhänger der Evolutionstheorie uns glauben machen wollen", hat er sich seinen Platz im Programm des SCM-Verlags redlich verdient.

  • Ich sehe sehr wohl ein Problem, wenn gläubige Lehrer*innen missionarisch unterwegs sind. Das hab ich zuhauf erlebt: tatsächlich im Bio-Unterricht, im Religionsunterricht sowieso. Das hat in der Schule nichts zu suchen!

    Darauf hinzuweisen, dass es unterschiedliche Theorien gibt - einverstanden - ohne Wissen keine (fundierte) Meinung. Dass Schüler*innen sich missionieren lassen, sei auch mal dahingestellt, trotzdem müssen Lehrer*innen professionell bleiben und neutral. Ähnlich seh ich den Auftrag anderer öffentlicher Institutionen.

    Glaube ist doch eigentlich „nur“ ist-halt-so! Das kann jeder privat tun.

  • Ich sehe sehr wohl ein Problem, wenn gläubige Lehrer*innen missionarisch unterwegs sind. Das hab ich zuhauf erlebt: tatsächlich im Bio-Unterricht, im Religionsunterricht sowieso. Das hat in der Schule nichts zu suchen!

    In "der Schule" (die der Staat finanziert) hat es nichts zu suchen. MMn auch nicht in anderen "Schulen".

    In onleihe-Bibliotheken stellt es sich mMn als vernachlässigbares Problem dar, wenn es dort diese Bücher gibt.

  • Dittmar Graf hat mehrere Studien/Umfragen durchgeführt und dabei unterschiedliche Daten erhoben, aus denen er seine Schlüsse zieht. U.a. darüber wird seit langem immer mal wieder in diversen Medien berichtet. Dass die Presse dazu neigt, etwas reißerische Artikelüberschriften zu kreieren, dürfte bekannt sein. Und was die Studien/Umfragen an sich betrifft: Wie repräsentativ die sind, kann ich nicht beurteilen. Deutschland betreffend wurde an drei Standorten erhoben (Hildesheim, Siegen, Dortmund).


    Fälle von Lehrpersonal, das merkwürdige Dinge unterrichtet und weltanschauliche Überzeugungen in u.a. naturwissenschaftlichen Fächern auslebt, gibt es immer wieder. Auch meine Kinder blieben davon nicht verschont (als mein jüngstes Kind endlich das Abi in der Tasche hatte, habe ich drei Kreuze gemacht und war heilfroh, dass das Kapitel Schule für mich endlich abgeschlossen war).


    Wenn du daraus eine Verschwörungstheorie ableitest, ist das deine Sache; ich möchte dich auch nicht vom Gegenteil überzeugen, sehe das Ganze nur anders, und daran werden weder Bücher- noch Linklisten etwas ändern.

    Ich sehe keine Bedrohung - weder durch die Bücherspende noch durch Kreationisten.

  • Ich sehe sehr wohl ein Problem, wenn gläubige Lehrer*innen missionarisch unterwegs sind. Das hab ich zuhauf erlebt: tatsächlich im Bio-Unterricht, im Religionsunterricht sowieso. Das hat in der Schule nichts zu suchen! [...]

    Ich glaube, man sollte unterscheiden zwischen "missionieren" und "unterrichten". Lehrer*innen mit meiner Meinung nach kruden Unterrichtsinhalten habe ich einige erlebt, missionarische Lehrer*innen nicht. Leider wird man Lehrpersonal schlecht los (erst recht, wenn verbeamtet). In den Schulen meiner Kinder gelang es (Biolehrer, der u.a. Abtreibung als Sünde verdammte und die Rolle der Frau als naturgegeben in Kinderzimmer und Küche sah; Physiklehrer, der behauptete, Frauen gehörten nicht in die Naturwissenschaften, weshalb er Klausuren von Schülerinnen auch gern mal nach unten korrigierte...); aber es gelang nicht, diese Lehrer endgültig aus dem Schuldienst zu entfernen. Sie wurden "weitergereicht". Systemfehler, meine ich.

  • Ich glaube, man sollte unterscheiden zwischen "missionieren" und "unterrichten". Lehrer*innen mit meiner Meinung nach kruden Unterrichtsinhalten habe ich einige erlebt, missionarische Lehrer*innen nicht. Leider wird man Lehrpersonal schlecht los (erst recht, wenn verbeamtet). In den Schulen meiner Kinder gelang es (Biolehrer, der u.a. Abtreibung als Sünde verdammte und die Rolle der Frau als naturgegeben in Kinderzimmer und Küche sah; Physiklehrer, der behauptete, Frauen gehörten nicht in die Naturwissenschaften, weshalb er Klausuren von Schülerinnen auch gern mal nach unten korrigierte...); aber es gelang nicht, diese Lehrer endgültig aus dem Schuldienst zu entfernen. Sie wurden "weitergereicht". Systemfehler, meine ich.

    Diese Liste kann ich leider fortführen. Die Sozialkundelehrerin meines Sohnes fand es ganz in Ordnung, dass früher Behinderte weggesperrt wurden und war der Meinung, das sollte heute auch noch so sein. Ihre Äußerung zu den Gaskammern spare ich mir hier an dieser Stelle. Leider konnte man nichts gegen sie unternehmen.

    Zum Schweigen fehlen mir die passenden Worte.

  • ... das sollte heute auch noch so sein.

    ... Leider konnte man nichts gegen sie unternehmen.

    Luppola, auf die Gefahr, dass ich noch mehr von einem ganz anderen Glauben abfalle: Wann war dieses "heute"?


    ... Systemfehler, meine ich.

    "Systemfehler" trifft es zu 100% - die Trennung von Kirche und Staat ist bei uns halt extrem unzureichend, eigentlich sogar nur zum Schein realisiert. Es werden staatliche Verpflichtungen an die Kirchen delegiert, obwohl letztlich staatlich finanziert und die Kirchen sind mit die wichtigsten Arbeitgeber, denen "natürlich" sogar unvereinbare Arbeitgeber-Sonderrechte eingeräumt werden. Ein säkularer oder laizistischer Staat geht anders. Schon Religionsfreiheit geht anders (und wird komischerweise viel seltener als Freiheit von Religion verstanden, als als Narrenfreiheit für Religionen). Aber was will man erwarten, wenn zwei Parteien sich in sehr arroganter und eigennütziger Auslegung mit dem "C" schmücken, die sich, wie alle anderen auch, "nicht einmal" humanistisch oder ethisch nennen dürften?


    Es bringt aber m. E. nichts, das Unwohlsein, das man angesichts dessen empfindet, an relativ bedeutungslosen Nebenschauplätzen auszulassen, aber auch nicht an anderen Religionen - letzten Endes halte ich die Islamfeindlichkeit für nichts als eine verständliche Angst vor der eigenen Religion und deren Nomenklatura, insbesondere auch mit Blick auf die USA und einige Mitgliedsstaaten der EU.


    Witzig hingegen fände ich mal eine Statistik, ob impffeindliche Eltern ihre Kinder taufen lassen. Antworten auf solche Fragen geben m. E. viel interessantere Einblicke in das, was uns tatsächlich antreibt versus dem, was wir glauben, dass es uns bewege...

    Niemand beabsichtigt, in Berlin einen neuen Flughafen zu errichten! - Niemand beabsichtigt, eine fehlerlose Software zu programmieren! - Niemand beabsichtigt, ein langfristig störungsfrei nutzbares Gerät auf den Markt zu bringen!

  • [...] Sozialkundelehrerin [...]

    Was für eine ...-kundelehrerin? Buchstabiert die Sozial mit einem "A" am Wortanfang??? Unglaublich!

    Ihre Äußerung zu den Gaskammern [...]

    Wenn das auf Holocaustleugnung usw. hinauslief, dann war das Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener oder Volksverhetzung. Das kann sogar zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe führen. Voraussetzung ist halt, dass eine Anzeige erfolgt.

  • Luppola, auf die Gefahr, dass ich noch mehr von einem ganz anderen Glauben abfalle: Wann war dieses "heute"?

    Das dürfte ca. 5 - 6 Jahre her sein. Mein Sohn hat sich mit Ihr in die Haare gekriegt, da wir sowohl in der Verwandtschaft einen mehrfach Schwerstbehinderten haben als auch meine Freundin eine behinderte Tochter hat. Dass diese beiden wirklich liebenswerten Kinder/Menschen weggesperrt gehören, konnte er so gar nicht akzeptieren.

    Zum Schweigen fehlen mir die passenden Worte.

  • spitzefeder hat insofern recht, als dass die Kapitelüberschrift "Verzeichnis evangelikaler Medien im OVH-Bestand" missverständlich ist. Bei Gelegenheit werde ich das ändern in: "Verzeichnis von Medien evangelikaler Verlage im OVH-Bestand". Ich hoffe, spitzefeder damit zufrieden stellen zu können.

    Hab' ich jetzt gemacht. Zusätzlich verweise ich auf den "IFLA-Ethikkodex für Bibliothekarinnen und andere im Informationssektor Beschäftigte". Sonst habe ich nicht viel geändert:

    Evangelikale Literatur im Onleiheverbund Hessen (Version 2).pdf

    2 Mal editiert, zuletzt von ThomasK () aus folgendem Grund: Korrektur in PDF: "Ifla-Ethikkodex" zu "IFLA-Ethikkodex" geändert.

  • Ach Petra, letzten Monat hast Du uns wieder mit einigen frommen Werken aus ebenso frommen Verlagen beglückt. Das Glanzlicht dieser Bemühungen ist zweifellos der Titel Wunder - was ist wirklich dran? von Lee Strobel, erschienen im evangelikalen GerthMedien-Verlag.


    Lee, der nach eigener Aussage früher mal Atheist war, aber heute davon überzeugt ist, "dass Wissenschaft [...] Geschichte und sogar die Vernunft selbst die christliche Weltanschauung [...] unterstützen", wägt ab, ob es Wunder gibt und ob Gott noch immer mit ihnen arbeitet. Lee will natürlich fair sein, weshalb im ersten Kapitel ("Was gegen Wunder spricht"), sogar der prominente Atheist Michael Shermer in einem Interview zu Wort kommt. Schade, dass Shermer im weiteren Verlauf des Buches keine Gelegenheit mehr erhält, seinerseits den schlauen Erwiderungen einiger, von Lee ausgesuchten, Koriphäen zu antworten.


    Eine dieser Koriphäen ist der Kriminalbeamte J. Warner Wallace, der nach eigener Aussage früher mal – wie auffallend viele evangelikale Christen :saint: – Atheist :evil: war. Wallace, der "die Evangelien mithilfe verschiedener Ermittlungstechniken einer peinlich genauen Analyse, inklusive dem, was Kriminalisten 'forensische Aussagenanalyse' nennen" unterzog, kam dadurch zu dem Schluss, "dass das Christentum ohne jeden Zweifel wahr" ist: "Die Antworten führten schließlich zu der Überzeugung, dass Jesus hier in Raum und Zeit tatsächlich das Grab besiegt und so einen überzeugenden Beweis seiner Göttlichkeit geliefert hat." Dazu scheint Wallace mehrere Bibeln mit "selbstgemachte[n] Registertabs, Notizen in winziger Schrift am schmalen Rand und Unterstreichungen nach einem Farbsystem" versehen zu haben – was mich durchaus an die Figur des John Forbes Nash im Film "A Beautiful Mind" erinnert, der die Wände seiner Gartenhütte mit Diagrammen zu seiner persönlichen Verschwörungstheorie tapeziert hatte.


    Ein weiterer Gewährsmann Lees ist Benjamin Solomon Carson, ein Arzt, der sich durch Trennungsoperationen siamesischer Zwillinge Ruhm erwarb und heute als Minister in Trumps Kabinett wirkt. Carson, Mitglied der Denomination der Siebenten-Tags-Adventisten, bestand eine Abschlussprüfung seines Medizinstudium angeblich nur durch das übernatürliche Eingreifen Gottes – also: einem Wunder. Leider steht zu vermuten, dass es Carson, der auch schon durch homophobe Äußerungen und die Leugnung der menschengemachten globalen Erwärmung unangenehm auffiel, mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt: z.B. hatte er – anders als er in seiner Biografie beschrieb – kein umfassendes Stipendium von West Point erhalten.


    Noch ein Gewährsmann Lees ist dessen Freund William Hybels, Gründer und lange Zeit leitender Pastor der Willow Creek Community Church, deren Mitglied auch Lee Strobel ist. Lee zitiert Hybels: "[Gottes] Worte haben mich neue Wege einschlagen lassen, haben mich vor Versuchungen bewahrt und mir in Zeiten größter Verzweiflung neue Kraft geschenkt". Was die "Versuchungen" angeht, hatte Gott leider nur mäßigen Erfolg: Hybels musste letztes Jahr wegen sexueller Übergriffe gegenüber ehemaligen Mitarbeiterinnen und weiblichen Gemeindemitgliedern vom Amt des Hauptpastors der Willow Creek Community Church zurücktreten.


    Der Autor von Wunder - was ist wirklich dran? beruft sich auf Hobbyforscher, Fanatiker, Schwindler und Heuchler. Vielleicht ist das größte Wunder, dass es immer noch Leute zu geben scheint, die sich von solchem Bockmist überzeugen lassen.