Tach zusamm'...
... und trotz der aktuellen Probleme im Bereich der spurlos verschwindenden ePaper erst mal ein gutes Neues Jahr!
Es ist ja fast schon sowas wie eine Tradition, daß die Probleme zu Jahresbeginn akut werden. Vielleicht haben dann einfach zu viele Benutzer Zeit zum Ausleihen digitaler Medien... So grundsätzlich richtig Verals Aufruf zur Wahrung der Netiquette auch ist, so verständlich finde ich den Ärger der frustrierten Benutzer/innen.
Gäbe es hin und wieder Probleme - Schwamm drüber, aber so ist es ja nicht. Bisheriger Höhepunkt war für mich die Einführung einer neuen Onleiheversion, durch die die Besitzer von Androidgeräten älter als Version 4.4 (wenn meine Erinnerung mich nicht täuscht) gezungen werden sollten, ihre Geräte wegzuwerfen und mal eben durch neue zu ersetzen oder wieder -Rückschritt- via Brwoser und umständlichen Tricksereien oder ganz unkomfortabel wieder 'wie früher' am stationären Rechner die Onleihe zu benutzen. Im Bereich kommerziell ernst gemeinter Software gibt es aus gutem Grund eine Abwärtskompatibilität, was allerdings Programmieraufwand bedeutet und der schmälert wiederum den Profit des Softwareanbieters. Das geht ja gar nicht, dann doch lieber die Nutzer vergraulen oder noch besser: in bester 'Win-Tel'-Tradition durch neue Softwareanforderungen den Kauf neuer, leistungsfähigerer Geräte erzwingen. Das hat zwar nichts mit der parteiübergreifend so populären "Nachhaltigkeit" zu tun, aber politische Entscheidungsträger gehen ja kaum in Bibliotheken und nutzen diese schon gar nicht online.
Wenn es nun nicht nur neue Probleme mit der Software des Quasi-Monopolisten Adobe gibt (die auch noch gleichzeitig ein Sicherheitsproblem sind), sondern ganze Medienjahrgänge verschwinden oder -so auch bei mir- die per Mail als ausleihbar angekündigte Reservierung nicht auffindbar ist, hilft "abwarten und Tee trinken" nicht in jedem Fall weiter.
Ich kann mir vorstellen, daß viele Leser/innen beispielsweise am Wochenende Zeit für ihre Lektüre haben, werkstags dagegen arbeitsbedingt weniger. Oder -wie bei mir- im Zusammenhang mit einer anstehenden Aufgabe eine Information benötigt wird o.ä. (nicht alle hier lesen 'nur' zum Spaß...) und das Medium der Wahl dabei leider zum wiederholten Mal nicht hilfreich ist.
Jenseits der konkreten persönlichen Ebene der Verärgerung stört mich dieser hier auch wieder zum Ausdruck kommende Geist der "Mit der öffentlichen Hand können wir's doch machen!"-Haltung der ach so effizienten und kundenorientierten Wirtschaftsunternehmen. Hier werden nicht nur wir als gebührenzahlende Leserinnen und Leser 'vertröstet' (das ist die ganz, ganz freundliche und jugendfreie Formulierung für einen juristischen Tatbestand, der im Volksmund mit einer derben und absolut böse gemeinten Redensart bezeichnet wird...), hier werden ganz überwiegend öffentlichen Bibliotheken und deren Kundschaft entschädigungslos zugesagte Dienstleistungen vorenthalten. Aber die zahlen ja nur mit Steuergeld...
Was wäre wohl, wenn es eine -womöglich gar noch quellcodeoffene- Alternative für die Bibliotheken gäbe?
Die Unterhaltung von Bibliotheken als Zugang zu Bildung und Information ist Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge und mir gefällt es überhaupt nicht, wie in unserem vorliegenden Problem- / Störungskonglomerat da herumgekaspert wird, wo 'im richtigen Leben' Regreßanspüche wegen Nichterfüllung eines Vertrages entstehen .
Allerdings: Es nützt auch nichts, wenn wir uns hier gleich zu Jahresbeginn tagelang gegenseitig die Laune verderben. Sprecht doch lieber mal per Telefon oder persönlich beim nächsten Gang in die Stadt mit den zuständigen Kolleginnen und Kollegen in Eurer Bibliothek. Erklärt Ihnen den Grund Eures Mißverginügens und fragt mal nach der Begründung für die Nibelungentreue zu einem seit Jahren immer wieder mit erheblichen Problemen belasteteten Verhältnis zu den Dienstleistern für das virtuelle Bibliothekswesen. Und warum es dazu eigentlich bis heute keine Alternativen gibt.
Ich gehe morgen in meine Lieblingsbibliothek und hoffe, daß das von mir benötigte Zeitschriftenexemplar dort im Präsenzbestand einzusehen ist. Den Aufwand könnten wir nun auch noch diskutieren, der ja durch Digitalisierung eigentlich verkleinert werden soll, aber das bespreche ich erst mal mit meiner Chefetage. Wenn ich dort erkläre, daß ich für bestimmte Auskünfte leider wieder wie früher in die Bibliothek gehen muß, also nicht am Arbeitsplatz zu finden sein werde, fragt man vielleicht mal in der Bibliotheksleitung nach, was das denn für vorsintflutliche Vorwände sind, die da den Mitarbeitern frei Haus geliefert werden, um sich vom Arbeitsplatz zu entfernen und stundenlang in der Stadt unterwegs zu sein...
& tschüß!
TheoTiger